Dieser Beitrag stammt aus 9ELF Ausgabe 01/2016.

Hat’s gefunkt?

Die ersten Doppelzündungen beim 964 und 993 hatten zwei getrennte Verteiler die über Zahnriemen verbunden waren. Eine verschleissgefährdete Konstruktion die tadellos funktionieren und deshalb regelmäßig gewartet werden muss . 9ELF erklärt wie man die Tücken der Technik leicht beherrschen kann.

Während in den Porsche-Werkstätten der Ersatz des gesamten Verteiler-Aggregates gegen ein originales Austauschteil vorgeschrieben ist, und das alle 80.000 Kilometer, bieten manche freie Porsche-Werkstätten eine Überholung inklusive Zahnriementausch an. Sparen ohne Qualitätsverlust sollte doch möglich sein und ein Beispiel dafür ist die Überholung dieses Zündverteilers. Allerdings dennoch eine Sache für den Fachmann, damit kein teurer Folgeschaden entsteht.

Mit dem Modellwechsel vom G-Modell zum 964 gab es auch eine ganze Reihe von technischen Änderungen, die der neue Elfer zu bieten hatte. Beispielsweise die Doppelzündung. Um die Verbrennung zu optimieren sowie die Abgasvorschriften einhalten zu können und den Verbrauch im Zaum zu halten spendierte Zuffenhausen dem Elfer eine Doppelzündung, das heißt, jeder Zylinder wurde von zwei Zündkerzen und mit zwei getrennten Zündkreisen befeuert.

Dazu wurden die beiden Verteilergehäuse verbunden und über einen winzigen Zahnriemen angetrieben. Die beiden Zündkreise müssen natürlich absolut synchron laufen und diese Synchronität wird vom Zahnriemen gewährleistet. Ein Zahnriemen ist natürlich immer ein Verschleißteil und sollte in diesem Fall etwa alle 80.000 Kilometer getauscht werden.

Bei den frühen 964ern wurde das Problem dadurch verschärft, dass der Zahnriemen im Verteilergehäuse thermisch sehr hoch belastet war. Abhilfe schaffte ein Belüftungsschlauch, der bei den letzten 964er Fahrzeugen und dem 993 eingesetzt wurde. Diese Belüftung ist leicht nachzurüsten und dies wurde bei den meisten 964ern im Rahmen der Inspektionen auch durchgeführt. Wer seinen Porsche allerdings nicht bei einer autorisierten Werkstatt warten ließ, kam nicht in den Genuss dieser Verbesserung.

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Der zweite Verteiler wird von einem kleinem Zahnriemen synchron angetrieben

So kam es vor, dass die Riemen rissen und dem Ruf des Porsche 964 einen erheblichen Schaden zufügten. Bei gerissenem Riemen bleibt der zweite Verteiler stehen und er feuert zu einem undefinierten Zeitpunkt auf einem oder zwei der Zylinder weiter. Dieser Zylinder kann den Zündfunken bereits bei 60 Grad Frühzündung bekommen, erlaubt sind maximal 38 Grad. Zu viel Frühzündung führt je nach Lastzustand zu einer Überhitzung des entsprechenden Zylinders, was unter Last beispielsweise auf der Autobahn in kürzester Zeit mit einem kapitalen Motorschaden endet.

Der Zylinder kann dann derart überhitzen, dass Teile davon oder des Zylinderkopfes regelrecht wegschmelzen, weil eine unkontrollierte Verbrennung eintritt. Das Fatale daran ist, dass selbst erfahrene Porsche-Piloten den Riss des Zahnriemens nicht unbedingt bemerken. Wenn dieser Defekt im Stadtverkehr passiert, kann man Glück haben, sollte die Werkstatt den Defekt bei der nächsten Inspektion finden.

Für den 964 gibt es übrigens einen Selbsttest, den man leicht durchführen kann: Auf der linken Seite im Motorraum sind die beiden Zündeinheiten verbaut. Zieht man bei laufendem Motor erst den einen und dann den anderen Stecker im Wechsel ab und bleibt der Motor stehen, wenn er nur mit einem Zündkreis versorgt wird, ist der Riemen defekt. Für den 993 gibt es keinen solchen Test, weil die Zündkreise vom Motorsteuergerät per Software geregelt sind. Um dieses nicht zu beschädigen, sollte man auch keinen Versuch machen.

Es ist also wichtig, dass der Zahnriemen wirklich zum vorgeschriebenen Zeitpunkt getauscht wird. Eine Überholung der Verteilereinheit durch eine Porsche-Werkstatt kann man daran erkennen, dass neben der Ersatzteilnummer auf dem Sockel des Zündverteilers ein „Z“ eingeschlagen wurde. Ob eine zusätzliche Belüftung des Zahnriemens angebracht wurde, sieht man daran, dass sich zwei weiße Schläuche in der Nähe des Verteilers befinden und nicht nur einer.

Den Doppelverteiler zu zerlegen, ist eine Sache für den Profi.

Den Doppelverteiler zu zerlegen, ist eine Sache für den Profi.

Leider bietet Porsche offiziell den Zahnriementausch nicht an, als Ersatzteil ist er dort auch nicht zu haben. Stattdessen muss die gesamte Verteilereinheit getauscht werden, die Kosten belaufen sich auf etwa 1200-1500 Euro inklusive Einbau. Das ist natürlich ein echtes Ärgernis, da im Grunde genommen die meisten Bauteile des Verteilers noch in Ordnung sind. Firmen wie die Porsche-Klassiker-Spezialisten von GP-Classik in Kiel bieten die Überholung der Verteilereinheit inklusive Zahnriementausch an.

Gunnar Siebrands erläutert die Schritte, die notwendig sind: „Grundsätzlich prüfen wir den Verteiler auf Schäden und einwandfreie Funktion. Der Verteiler wird in seine Einzelteile zerlegt, gründlich gereinigt bzw. gestrahlt und die Verschleißteile geprüft. Je nach Zustand werden dann Verteilerkappe und –finger sowie Lager ersetzt oder belassen. Grundsätzlich ersetzt wird der Zahnriemen, der mit etwa 20 Euro zu Buche schlägt.“

Kann man diese Überholung selber machen, wenn man ein geschickter und erfahrener Hobbyschrauber ist? Theoretisch ja, aber die Sache hat ihre Tücken. So ist beispielsweise ein mikroskopisch kleiner Haltestift verbaut, der bei Verlust nicht einzeln zu ersetzen ist. Und die Lager gibt es nicht als Normteile, sondern sind Maßanfertigungen, die GP-Classic-Inhaber Priebe von einem Spezialbetrieb anfertigen lässt. Und es bleibt die Frage, ob man für einen Vorteil von etwa 200 Euro Arbeitslohn einen Motorschaden riskiert, der das vielfache kosten wird. Die fachmännische Überholung beispielsweise bei GP-Classic beläuft sich inklusive Ersatzteile auf 400-500 Euro.

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Das eingeschlagene “Z” zeigt, dass dieser Verteiler bereits einmal auf den neuesten Stand gebracht wurde

Viele Besitzer eines 964 oder 993 wissen nicht, wie es um ihren Zündverteiler steht. Wenn die Wartung regelmäßig bei Porsche erfolgte, kann man davon ausgehen, dass der Verteiler in Ordnung ist und die Belüftung eingebaut wurde. Ebenso verhält es sich, wenn ein „Z“ eingeschlagen wurde und die Fahrleistung des Fahrzeuges noch deutlich unter 160 000 Kilometern liegt. Allerdings sei an dieser Stelle unbedingt erwähnt, dass dieser geschilderte Sachverhalt keine Garantie dafür ist, sondern nur ein Indiz.

Nur wer den Riemen wechseln lässt, ist bei unklaren Verhältnissen auf der sicheren Seite. Das gilt besonders für Fahrzeuge ohne Wartungsnachweis (z.B. aus den USA) und für solche Fahrzeuge mit hoher Kilometerleistung und Wartung in einer freien Werkstatt, auch wenn ein „Z“ auf dem Verteilerfuß eingeschlagen ist.

Im ersten Fall kann es sein, dass der Zahnriemen noch der erste ist, im zweiten Fall kann es sein, dass er erst einmal gewechselt wurde und das zweite Wartungsintervall bereits überschritten ist. „In solchen Fällen kann man den Besitzern dieser Fahrzeuge nur zur Überholung raten, um einen kapitalen Schaden zu vermeiden“, meint Klassiker-Spezialist Guido Priebe. „Wir haben in den Jahren schon so einige Motorschäden gesehen, die durch einen gerissenen Verbindungsriemen verursacht wurden“.

Kontakt
GP classic
Guido Priebe
Tonberg 1, 24113 Kiel
0431 65942911
www.gpclassic.de

Text & Fotos: Uwe Lütjohann

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