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Driven by Dreams – 911 Dakar

Kurz nachdem Porsche im Berliner VW-Forum „Drive“ mit der Ausstellung
„Driven by Dreams“ das Jubiläum „75 Jahre Sportwagen“ eingeläutet hat,
präsentiert das Unternehmen im verschneiten Österreich den neuesten Traum.
Er heißt Porsche 911 Dakar.

Über eine halbe Million Testkilometer, davon rund 10.000 km „off the road“, auf losem oder rutschigem Untergrund wie Stein, Schotter und Matsch musste der neue 911 Dakar vor der Serienreife absolvieren. Nicht zu vergessen: Sand. Denn Sand – Wüstensand – ist bei diesem Fahrzeug Programm: 911 Dakar – der Name erinnert an den ersten Gesamtsieg von Porsche 1984 bei der Rallye Paris-Dakar – und damit gleichzeitig an die Geburtsstunde des Allradantriebs im Porsche 911.


Und wie macht sich der neue „Dakar“? Der zweifache Le-Mans-Sieger Jörg Bergmeister zeigte sich nach ersten ausgiebigen  Erprobungsfahrten (das Projekt nahm von der Skizze bis zum fertigen Fahrzeug rund 10 Jahre in Anspruch) über die Fahrdynamik des hochbeinigen Sportwagens auf Schotter und Asphalt überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass ein Fahrzeug mit einer solchen Bodenfreiheit und grobstolligen Reifen sich selbst auf Asphalt immer noch anfühlt, wie man es von einem Porsche 911 gewohnt ist.“
Jörg Bergmeister war auch einer unserer Instruktoren in Österreich. Ebenso wie der zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl, der gleichfalls den 911 Dakar schon zuvor auf Herz und Nieren geprüft hatte – auf schwedischem Schnee. Sein Fazit: „Das Auto macht wahnsinnig viel Spaß. Es funktioniert alles präzise und ohne Aufregung. Kein Porsche-Kunde wird für möglich halten, was man mit diesem Auto alles anstellen kann, bevor er es selbst gefahren ist.“

Wohl war. Was für Schweden gilt, gilt auch für die Schnee-Piste im österreichischen Muhr. Nur wenige Kilometer entfernt, wurde – in Gmünd – vor 75 Jahren der erste Sportwagen auf den Markenamen Porsche getauft. Hier scheint der Spirit von Ferry Porsche greifbar zu sein – der den Wagen, von dem er träumte, nicht finden konnte und beschloss, ihn sich selbst zu bauen. Die letzten Jahre haben die Porsche-Projektentwickler von einem Offroad-tauglichen, modernen Porsche 911 geträumt – und ihn schließlich hochbeinig auf die Räder gestellt. Markant! Die Bodenfreiheit sticht sofort ins Auge: Sie liegt beim Dakar ohnehin 50 Millimeter höher als bei einem normalen 911 Carrera mit Sportfahrwerk. Mit dem serienmäßigen Liftsystem lässt sich das Niveau dann noch um weitere 30 Millimeter höherlegen. Damit erreichen Bodenfreiheit und Rampenwinkel die Werte eines klassischen SUV.

Da wir jedoch weder eine Klamm durchqueren noch im Tiefschnee fahren, bleiben die Werte heute eher theoretischer Natur. Auch nutzen wir auf den präparierten Pisten nicht die eigens für den 911 Dakar konzipierten Fahrmodi „Offroad“ und „Rallye“, sondern schalten auf „Sport“ – wie es Ralleymeister Röhrl über Funk empfiehlt. Und schon geht es raus auf den Slalom-Kurs. Gas geben, runter vom Gas, dosiert Bremsen und Einlenken, wieder ein Gas-Stoss – und Gegenlenken in Richtung der nächsten Pylone. Das ist Wintersport, der begeistert – und nach ein paar Runden klappt der Elfer-Schneewalzer nahezu problemlos. „Schaut schon ganz gut aus“, tönt es auch aus dem Walkie-Talkie.

Dann steigert ein langer Druck auf die PSM-Taste (Porsche Stability Management „off“) den Spaßfaktor noch erheblich. Denn ohne die elektronischen Fahrwerksregelungen kommt das Heck auf der glatten Piste schnell übersteuernd seitwärts (so wie bei den frühen Elfern auch auf trockenen Asphalt üblich) und es lässt es sich nach Herzenslust driften und um die U-turns schlittern. Andererseits ist es wirklich verblüffend, wie sich der 911 Dakar bei Gasentzug auch prompt wieder ausrichtet. Und wie der Offroad-Sportler auf lang gewundenen Strecken bei viel Beschleunigung (480 PS, 570 Nm) ein erstaunlich stabiles Spurverhalten zeigt, ohne auszubrechen. Das ist hauptsächlich dem ausgeklügelten Allradantrieb sowie den eigens für den 911 Dakar konzipierten Reifen von Michelin zu verdanken.

Und das ist auch gut so, erklärt einer, der es wissen muss: „Im Wettbewerb kosten dich zu viele Drifts nur wertvolle Zeit. Suche lieber die Ideallinie und versuche im Wechselspiel mit Lenkung, Gas und Bremse schnell um die Kurven zu kommen“, sagt Walter Röhrl. Ein wohlmeinender Rat. Bedarf aber in meinem Fall noch viel Übung … Denn wie man richtig, richtig, richtig schnell um den mittlerweile ziemlich glattgeschliffenen Parcours in den österreichischen Alpen kommt, das zeigt der Porsche-Markenbotschafter bei einer abschließenden „Taxifahrt“ in beeindruckender Rennfahrermanier. Toll. Klasse. Hut ab, Walter Röhrl! Das ist für mich als Nicht-Profi Rallyefahren at it’s best. Mit einem Porsche 911, der den Zusatz „Dakar“ nicht nur aus Marketinggründen trägt: Dieses Konzept lebt.

Man kann nur hoffen, dass möglichst viele der auf 2.500 Einheiten limitierten, exklusiven Elfer nicht in Sammlergaragen verschwinden, sondern so genutzt werden, wie sie konzipiert wurden: Sportlich wie ein 911 Carrera 4 GTS auf der Straße und dynamisch wie ein 911 Rallyefahrzeug, dass dem Namen „Dakar“ auf den „Roughroads“ dieser Welt alle Ehre macht.

Christof Krüger

 

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Die Fakten zum neuen 911 Dakar Offroad-Sportwagen

– Offroad-Sportreifen
Speziell entwickelten Reifen vom Typ Pirelli Scorpion All Terrain Plus, vorn in der Dimension 245/45 ZR 19, hinten in 295/40 ZR 20. Das grobe Profil hat eine Tiefe von neun Millimetern, die verstärkten Seitenwände und die Laufflächen bestehen aus zwei Karkassen-Lagen. Damit ist der Reifen für herausfordernde Geländebedingungen geeignet und weist eine hohe Schnittfestigkeit auf, bietet aber auch auf Asphalt sportwagentypische Dynamik.

– Optional mit Rallye Design Paket
Kern des optionalen Rallye Design Pakets der Porsche Exclusive Manufaktur ist eine Zweifarblackierung in Weiß/Enzianblaumetallic. Erstmals Kombination aus Bi-Color-Lackierung und Dekor-Folierung in der Serie. Individuelle Startnummer zwischen „0“ und „999“ frei wählbar. Rallyestreifen in Rot-Gold-Optik, angelehnt an das Siegerfahrzeug der Rallye Paris-Dakar 1984. Schriftzug „Roughroads“: Der Begriff ist als Markenname geschützt und spiegelt das Konzept für den Einsatz abseits befestigter Straßen wider. Weiß lackierte Felgen, rotes Heckleuchtenband. Im Interieur erweiterte Race-Tex- und Lederumfänge, Sicherheitsgurte und Akzente in Sharkblue. Serienmäßige Vollschalensitze, Entfall der Rücksitze. Leichtbauverglasung, Leichtbaubatterie. Gewicht Porsche 911 Dakar mit 1.605 Kilogramm nur zehn Kilogramm schwerer ist als 911 Carrera 4 GTS mit PDK.

– Optional mit Dachkorb inkl. Zusatzscheinwerfern + Offroad Zubehör
Das Dach des Porsche 911 Dakar trägt hinten sichtbar einen 12-Volt-Stromanschluss für die Scheinwerfer des optionalen Dachkorbs. Mit einer Zuladung von 42 Kilogramm kann er das rallye-typische Zubehör wie Benzin- und Wasserkanister, Klappspaten und Berge-Boards problemlos aufnehmen.

– Motor/Antrieb
Drei-Liter-Biturbo-Sechszylinder mit 480 PS (353 kW) und maximalen Drehmoment von 570 Newtonmetern. Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit aufgrund der All-Terrain-Reifen begrenzt auf 240 km/h. Standardmäßig mit Achtgang-PDK und den Porsche Allradantrieb. Hinterachslenkung, Motorlager aus dem 911 GT3 sowie Wankstabilisierung PDCC gehören zum Serienumfang.

– Fahrwerk/Gewicht
Porsche Traction Management (PTM): Allradantrieb mit Lamellenkupplung, Servolenkung Plus, Porsche Torque Vectoring Plus (PTV Plus in Verbindung mit 8-Gang-PDK inkl. elektronisch geregelter Hinterachs-Quersperre
Böschungswinkel v/h:14,2 -bis16,4 Grad, Rampenwinkel: 16,2 Grad, Bodenfreiheit mit Liftfahrwerk um 80 mm erhöht, max. Bodenfreiheit: 161 mm
Zul. Gesamtgewicht: 1.960 kg, Zuladung: 355 kg, maximal Dachlas: 75 kg

– Erkennungszeichen
Neu entwickelter, feststehende Leichtbau-Heckspoiler aus CFK, CFK-Fronthaube mit markanten Abluftöffnungen 911 GT3. Außerdem Offroad-typische Details wie rote, aus Aluminium geschmiedeten Berge-Ösen vorn und hinten, Verbreiterungen von Radhäusern und Schwellern sowie die aus Edelstahl gefertigten Schutzelementen an Bug, Heck und Schwellern. Seitlichen Lufteinlässe an der neu gestalteten Front mit Edelstahlgittern vor Steinschlag geschützt.

– Option: Porsche Design Chronograph
Kunden des 911 Dakar können passend zum Fahrzeug den Porsche Design Chronograph 1 ‒ 911 Dakar beziehungsweise den Chronograph 1 ‒ 911 Dakar Rallye Design Edition bestellen, Gehäuse aus besonders kratzfestem und leichtem Titancarbid.

– Preise
Porsche 911 Dakar: 222.020 Euro inkl. Mehrwertsteuer.
Rallye Design Paket: 26.061 Euro inkl. Mehrwertsteuer.
– Limitiert auf 2.500 Exemplar

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Redaktion 9ELF